Die Bibel ist historisch gesehen das meistgelesene, meistverbreitete, meistzitierte, aber auch meistkritisierte Buch aller Zeiten. Obwohl es durchaus genügend Themen gäbe, über die man diskutieren könnte, sind die ersten zwei Seiten des 1. Buchs Mose aufgrund der Debatte über Schöpfung und Evolution leider ein Spitzenreiter in der Kontroverse gewesen. Welcher Seite man auch immer zustimmen mag, es beginnt mit der Auslegung von Genesis. Das ergibt auch Sinn, denn „Genesis“, der griechische und lateinische Name des Buches, kommt von dem hebräischen Wort Bereschit, was „im Anfang“ bedeutet. Hier sehen wir, wie Gott die Bühne für den Garten Eden und alles, was sich mit Adam und Eva entwickeln wird, bereitet. Doch bevor wir uns dem Garten und dem Sündenfall zuwenden, gibt es in diesem ersten Kapitel des ersten Buches noch so viel zu entdecken.
Beim Lesen der gesamten Bibel wird deutlich, dass Gott ein Gespür für Dramatik hat. Er offenbart sich durch brennende Dornbüsche, ausgeklügelte Visionen und bringt sich selbst durch ein armes Arbeitermädchen im Teenageralter zur Welt. Es scheint allerdings nicht üblich zu sein, dass Gott, wenn er sich in der Geschichte offenbart, naturwissenschaftlichen Unterricht erteilt. Wir wollen damit nicht sagen, dass Gott das nicht könnte. Wir sagen nur, dass er es in der Bibel nicht tut. Mit anderen Worten: Wenn du die Bibel in ihrem historischen und literarischen Kontext liest, wirst du keinen Text finden, in dem Gott unser Verständnis von Astrophysik oder Biochemie auf den neuesten Stand bringt.
Gott offenbarte sich dem Volk des alten Israels (der ursprünglichen Zielgruppe der Bibel), und als er dies tat, sprach er in den Kategorien ihres kulturellen Verständnisses des Kosmos. Diese einfache Beobachtung hat enorme Auswirkungen darauf, wie wir das, was im Buch Genesis geschieht, einordnen.