Das Leben, zu welchem uns Jesus einlädt
Stell dir eine Olympiateilnehmerin vor, die zuoberst auf dem Siegerpodest steht, um den begehrten Preis in Empfang zu nehmen. Die Zuschauermenge jubelt und tobt! Die Athletin beugt sich vor, um die schwere Goldmedaille umgehängt zu bekommen. Gefühle von Ehre und Bestätigung durchfluten ihren Körper, als sie sich an die zahllosen Trainingsstunden erinnert, die sie zu diesem Punkt geführt haben.
Aber ist die Goldmedaille ihr einziger Lohn? Oder ist die Medaille lediglich der Höhepunkt einer langen Reise, die sich schon in sich mehr als gelohnt hat?
Viele verstehen das Konzept eines «Lohnes im Himmel» so wie den Gewinn einer Goldmedaille. Manchmal halten wir uns treu an strenge, fromm erscheinende Verhaltensregeln, um nach unserem Tod im Himmel bessere und luxuriösere Güter zu erlangen. Ein solches Verständnis ist selbstfokussiert und geht davon aus, dass der Empfang eines himmlischen Lohns ausschließlich in der Zukunft liegt.
Was aber wäre, wenn wir stattdessen den Lohn als Lebensstil verstehen, durch welchen wir einen Vorgeschmack auf das Leben in Gottes himmlischen Reich erfahren?
Wenn wir der Lehre Jesu gehorchen, indem wir unser Essen mit den Hungrigen teilen, die Kranken pflegen, uns um die Gefangenen kümmern und Gastfreundschaft in unsren Häusern leben, dann leben wir mit einer Haltung von Fülle und Großzügigkeit. Wir erleben die Art von Leben, die Gott den Menschen ursprünglich im Garten Eden schenkte.
Als Gott im Buch Genesis die Welt erschafft, pflanzt er östlich von Eden einen Garten mit einer Vielzahl an üppigen Bäumen, die zur Nahrung dienen. In die Mitte setzt er den Baum des Lebens, wovon die Menschen so viel essen sollen, wie sie möchten. Dies zeigt uns symbolisch, dass Gottes eigenes, unvergängliches Leben umsonst gegeben wird. Es ist nicht notwendig, um Ressourcen zu kämpfen, weil der Garten genügend für alle hervorbringt. Es ist nicht notwendig, um eine Vormachtstellung zu kämpfen, da am Anfang das Leben der Menschen sicher, mit Liebe erfüllt und gut versorgt war.
Dieser ursprüngliche Garten-Lifestyle ist im Wesentlichen der Königreich-Lifestyle, zu welchem uns Jesus heute einlädt. Es ist die Art und Weise, wie am Ende alle Menschen leben werde.
Dieses göttliche Leben ist unvergänglich. Die Autoren des Neuen Testaments sprechen diesbezüglich vom «Ewigen Leben», welches der ultimative himmlische Lohn ist. In seinem hohepriesterlichen Gebet sagt Jesus: „Das ewige Leben besteht ja in der Gemeinschaft mit dir, dem einzig wahren Gott, und mit dem, den du gesandt hast, Jesus Christus.“ (Johannes 17,3)
Im Reich Gottes ist dieses ewige Leben bereits jetzt eine Realität. Jesus lehrte uns zu beten: „Deine Herrschaft komme! / Dein Wille geschehe auf der Erde so wie im Himmel!”
Gottes letztendlicher Plan besteht nicht darin, uns von der Erde wegzunehmen, um uns in ein himmlisches Paradies zu versetzen. Nein, er wird den Himmel auf die Erde bringen und echte menschliche Körper auferwecken. Und er lädt uns bereits jetzt dazu ein, so zu leben, als ob diese Wiedervereinigung von Himmel und Erde sowie die Auferstehung bereits stattgefunden hätte.
Der Baum des Lebens in Eden erinnert uns daran, dass Gott uns das unvergängliche Leben umsonst gibt. Und in Christus zeigt uns Gott, wie ein solches Leben aussieht. Er verspricht uns, dass wir auf diese Weise Güte erfahren, die nie verblassen wird. Das bedeutet nicht, dass wir von allem Leiden befreit sind – denn der Himmel und die Erde sind noch nicht vollständig vereint. Aber es heißt, dass jeder Moment eines Lebens, das nach dem Vorbild Jesu geführt wird, einen ewigen Lohnt bringt.
Auf der einen Seite ist es möglich, einem Lohn nachzujagen, indem wir uns bei der Arbeit abrackern, viel Geld verdienen und Macht, Einfluss oder sogar Goldmedaillen-Ruhm erlangen. Aber alles, das wir durch uns selbst und nicht nach dem Vorbild Jesu verdienen, hat keinen Bestand, ist vergänglich. „Die Frage ist nicht, ob menschliche Schätze letztendlich verloren gehen“, schreibt der Bibelwissenschaftler Jonathan Pennington, „sondern nur, wann.“ (1)
Auf der anderen Seite ist es möglich, zu arbeiten, Geld auf die Seite zu legen oder sogar Goldmedaillen zu gewinnen, indem wir anderen gegenüber in großzügiger und echter Liebe leben – und uns nach einem Lohn im Himmel ausstrecken.