Unsere Antwort auf Gottes Gnade
Großzügigkeit ist eine der Eigenschaften, von der wir vermutlich alle sagen würden, dass wir sie schätzen. Aber wie sich das ganz praktisch in unserem Leben auswirkt, das kann ein ganz anderes Thema sein.
In unserer modernen Welt erreicht der Reichtum Rekordhöhen. Dennoch ist statistisch gesehen heutzutage der prozentuale Anteil der aufgewendeten Spenden pro Einkommen geringer, als er während der Weltwirtschaftskrise war. Und über das Thema „Geld“ wird in der öffentlichen Diskussion anscheinend überhaupt nicht mehr gesprochen.
Andererseits treffen wir bei Betrachtung der Evangelien auf einen Jesus, der radikal großzügig und frei von Sorge war und der bei jeder Gelegenheit unsere Beziehung zu Reichtum und Besitz thematisierte (z.B. Matthäus 6,19, Matthäus 13,22, Matthäus 19,21, Lukas 12,22-34). Warum sprach Jesus so viel über Großzügigkeit? Welcher Punkt entgeht uns, wenn es um das Spenden geht? Wie können wir die biblische Botschaft über die Großzügigkeit besser verstehen und besser darauf antworten?
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Seit dem ersten Kapitel ihrer Geschichte wurde die Menschheit mit einer Lüge konfrontiert, die lautet: Was Gott Euch gegeben hat, ist nicht genug, also sorgt selbst für euch (Genesis 3,1-6). Heutzutage werden wir permanent mit genau derselben Botschaft bombardiert, und das führt zu Selbstsucht und Gier. Wie können wir diese Knappheitsmentalität überwinden?
Der Autor Randy Alcorn gibt uns einen interessanten Einblick in Bezug auf diese Frage. In einer persönlichen Erörterung rund um das Thema Großzügigkeit äußerte er sich wie folgt:
„Gottes Gnade ist der Blitz und unser Geben ist der Donner. Genau wie Donner auf einen Blitz folgt, so folgt das Geben auf die Gnade. Es ist möglich, zu spenden, ohne ein tiefes Verständnis von Gottes Gnade zu haben. Es ist unmöglich, ein tiefes Verständnis von Gnade zu haben und nicht zu spenden.“
Wenn wir uns mit diesem Verständnis noch einmal die Spendenstatistiken zum Beispiel in Amerika anschauen, gelangen wir zu einer verblüffenden Wahrheit: Statt eines Großzügigkeitsproblems haben wir vielmehr ein Verständnisproblem. Ein Problem mit dem Verständnis von Gnade.
Denken wir nur an tatsächliches Handeln in radikaler Großzügigkeit. Es ist leicht, Spenden als eine Verpflichtung zu sehen, aber nicht, es als Donnerschlag in Antwort auf Gottes Gnade aufzufassen. Tatsächlich kann Spenden sich sogar unverantwortlich anfühlen – sollten wir nicht eher Geld sparen, um eine solide Zukunft für uns und unsere Familien sicherzustellen?
Die Verbindung zwischen Gottes Gnade und unserer Großzügigkeit
Wenn wir uns dafür entscheiden, uns an unsere Ressourcen zu klammern, verlieren wir mehr, als wir zu gewinnen glauben. Eine schwache Sicht auf Großzügigkeit hemmt den Fluss von Gottes Gnade in unserem Leben und durch unser Leben hindurch zu anderen hin. Und wenn wir Gnade nicht verstehen, was ist dann der Kern unseres christlichen Glaubens? Vielleicht ist das der Grund, warum Jesus so viel Zeit damit verbracht hat, Themen rund um die Großzügigkeit anzusprechen.
Großzügigkeit bedeutet einen Aufstand gegen unsere Kultur. Durch sie sagen wir „Nein“ zum Knappheitsdenken und „Ja“ zu Jesus, der uns sagt, dass wir genug sind und genug haben. Das ermöglicht Gottes Gnade, frei in unser Leben zu strömen – durch uns hindurch und hin zu anderen Menschen. Wenn wir uns über das Ausmaß von Gottes Gnade in unserem Leben klar werden, können wir selbstbewusst sagen: „Ich habe alles, deshalb bin ich frei, alles zu geben.“
Wie geht es also weiter? Wie können wir uns zu mehr Großzügigkeit aufmachen? Hier sind drei praktische Schritte, die bei der persönlichen Weiterentwicklung hilfreich sein können:
1. Tritt in den Dialog ein.
Der erste Schritt zur Großzügigkeit hin ist, mit einer Gemeinschaft, der man vertraut, darüber zu reden. Auch wenn Jesus uns anweist, im Verborgenen zu geben (Matthäus 6,4), sagt er aber auch: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5,16). Mit anderen Worten, wenn dein Spenden aus einer selbstgerechten Haltung heraus geschieht, dann behalte die Spende lieber. Aber nutze stets die Gelegenheit, anderen in Bezug auf deine Großzügigkeit Rechenschaft zu geben und tausche dich mit anderen zum Thema Großzügigkeit aus. Das kann zu einem besseren Verständnis von Gottes Gnade führen.
2. Sei bereit und verfügbar.
Großzügigkeit geht über den reinen Finanzaspekt hinaus. Wir können eine Haltung einnehmen, in der wir uns mit allem für Gott bereit und verfügbar machen – unsere Zeit und unser Geld eingeschlossen. Eine hilfreiche Übung ist es, im Laufe des Tages immer wieder zu fragen: „Gott, was ist dein Wille? Wie soll ich das, was ich bekommen habe, einsetzen?“ Das hilft uns, immer bereitwillig auf Gottes Input zu hören und ein Kanal für seine Gnade in der Welt zu sein.
3. Behalte die Perspektive.
Im letzten Bericht des Johannesevangeliums gibt Jesus seinen Jüngern nach einer erfolglosen Nacht des Fischens (Johannes 21, 3-6) den Auftrag, das Netz auf der anderen Seite des Bootes auszuwerfen. Sie landen mit einem Rekordfang am Ufer an, aber nur, um Jesus dort an einem Kohlenfeuer voller Fisch vorzufinden. (Johannes 21,9). Was Jesus dann sagt, ist ziemlich erstaunlich: „Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt“ (Johannes 21,10). Warum betont Jesus, dass sie die Fische gefangen haben, wenn es in Wirklichkeit sein Wunder war? Warum bittet Jesus sie, ihm Fische zu bringen, wenn ganz klar das Frühstück sowieso stattfinden wird, egal was passiert?
In der nächsten Phase der biblischen Erzählung, in der die Jünger die gute Nachricht predigten, prägte dieser Austausch mit Jesus ihre Perspektive auf bedeutende Weise: Gott wird seine Ziele erreichen, egal ob mit oder ohne unsere Hilfe. Aber wir sind eingeladen, bei dem, was er tut, mitzumachen und an seinem Tisch Platz zu nehmen. Dieselbe Perspektive müssen wir behalten, wenn es um unser Spenden geht. Oft sehen wir uns aufgrund unseres Spendens als Ermöglicher von Gottes Wirken. Aber Gott lädt uns ein, uns als diejenigen zu sehen, die auf Gottes Gnade antworten. Wenn wir diese Perspektive verinnerlichen, beginnen wir, Jesu Worte zu verstehen: „Geben ist seliger als Nehmen.“ (Apostelgeschichte 20,35)
Großzügigkeit: Der Weg zu einem Leben in Fülle
Was heißt das nun? Zu spenden ist eine rebellische Handlung gegen unsere Kultur. Sie resultiert aus dem Verständnis für Gottes Gnade und führt zu einem Leben in Fülle.
Großzügigkeit besteht nicht nur darin, Dinge zu verschenken. Der Apostel Paulus lehrt die Jesus-Nachfolger, großzügig zu leben, „damit sie das wahre Leben ergreifen.“ (1. Timotheus 6,19). Wir sind versucht zu glauben, dass wir glücklich werden, wenn wir genügend Dinge und Besitz anhäufen. Die Bibel betont dagegen immer wieder, dass das Leben, das wir uns wirklich wünschen, dann Gestalt annimmt, wenn wir geben, und nicht dann, wenn wir konsumieren oder horten. Die Erfahrung scheint diese Wahrheit zu bestätigen – denn hast du jemals eine unglückliche großzügige Person getroffen? Wenn du einmal angefangen hast zu geben, willst du nicht mehr damit aufhören.
Original von Erin Vroom mit Steve Atkinson
Übersetzung von Julia Pfeifer