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Das Matthäusevangelium ist einer der ersten offiziellen Berichte über Jesus von Nazareth. Obwohl der Autor des Buchs selbst anonym bleibt, schreibt die früheste verlässliche Tradition das Buch dem Zolleinnehmer Matthäus zu. Er war einer der zwölf Apostel, die Jesus berufen hatte. Er taucht sogar selbst im Buch auf. Die Apostel gaben ihre Augenzeugenberichte über Jesus etwa dreißig bis vierzig Jahre lang mündlich weiter – zusammen mit seinen Lehren, die sie auswendig kannten. Matthäus hat dann all das gesammelt und zu einem genialen Ganzen zusammengefügt. Dabei wollte er bestimmte Themen über Jesus betonen. Matthäus wollte zeigen, dass Jesus die biblische Geschichte von Gott und Israel fortsetzt und erfüllt:
Matthäus hat sein Buch so aufgebaut, dass die Einleitung und die Zusammenfassung den Rahmen um die fünf Abschnitte in der Mitte bilden. Jeder dieser Abschnitte endet mit einer längeren Lehrpredigt von Jesus.
• Gottes Segen für Israel und die Völker
• Gottes Nähe zu seinem Volk
• Hoffnung auf und Leben im messianischen Königreich Gottes
Kapitel 1 bis 3 machen deutlich, dass die Geschichte von Jesus direkt mit der Geschichte des Alten Testaments verbunden ist. Matthäus beginnt mit dem Stammbaum Jesu und macht klar, dass Jesus aus der messianischen Linie Davids stammt und ein Nachkomme Abrahams ist. Das bedeutet, dass er Gottes Segen zu allen Völkern bringen wird.
Danach kommen wir zu der berühmten Geburtsgeschichte Jesu. Dabei wird vor allem betont, wie all diese Ereignisse die Prophetien des Alten Testaments erfüllen. Zum Beispiel, dass fremde Völker kommen würden, um den Messias zu ehren oder er in Bethlehem geboren werden würde. Aber noch mehr als das.
Jesus wird durch den Heiligen Geist gezeugt, er wird „Immanuel“ genannt. All das zusammen zeigt, dass Jesus nicht nur ein Mensch ist. Er ist Gott mit uns. Gott wurde Mensch.
In der Einleitung sieht man schon zwei Schlüsselthemen des Buches: Jesus ist ein Nachkomme von David und er ist „Immanuel“. Aber Matthäus zeigt auch, dass Jesus ein neuer Mose ist. Wie Mose kam Jesus aus Ägypten, ging bei seiner Taufe durch das Wasser und verbrachte 40 Tage in der Wüste. Anschließend geht er auf einen Berg, um seine Lehre zu verbreiten, die sich hauptsächlich auf die Tora konzentrierte.
Dadurch macht Matthäus klar: Jesus ist der „größere Mose“, der im Alten Testament angekündigt wurde und Israel aus der Sklaverei befreien wird. Er wird ihnen Gottes neue Gebote geben, sie von ihren Sünden retten und einen neuen Bund zwischen Gott und seinem Volk schließen. Das erklärt, warum Matthäus den Kern des Buchs in fünf Teile untergliedert hat, die Jesu Lehren hervorheben. Er schlug eine Parallele zu den fünf Büchern Mose und stellt Jesus als Israels neuen, zuverlässigen Lehrer dar, der die Geschichte der Tora erfüllen wird.
Im ersten Teil – in den Kapiteln 4-7 – betritt Jesus die Bildfläche und verkündet, dass Gottes Königreich da ist. Das ist ein Schlüsselgedanke, denn Gottes Königreich ist das Hauptthema in Jesu Lehren. Gottes Königreich dreht sich im Kern um Seine Rettungsaktion für die ganze Welt, die durch König Jesus ausgeführt wird. Jesus ist gekommen, um gegen das Böse anzutreten – besonders gegen geistliche Mächte, Dämonen, Krankheiten und den Tod. Er ist gekommen, um Gottes Herrschaft über die ganze Welt wiederherzustellen. Dazu erschafft er eine neue Familie von Menschen, die ihm nachfolgen, seiner Lehre gehorchen und sich unter seine Herrschaft stellen.
Nachdem Jesus begonnen hatte, Menschen zu heilen und eine neue Gemeinschaft zu formen, nimmt er seine Nachfolger mit auf einen Berg und hält dort seine erste große Lehrpredigt – bekannt unter dem Namen „Bergpredigt“ (Kapitel 5-7). Jesus beschreibt hier, wie Nachfolge und das Leben in Gottes Königreich konkret aussehen. Dieses Reich stellt vieles auf den Kopf. Keiner ist hier wichtiger als der andere. Ob jemand arm oder ein 'Niemand' ist, ob er reich oder religiös ist – alle sind dazu eingeladen und aufgerufen, umzukehren und Buße zu tun, um Jesus zu folgen und zu seiner Familie zu gehören. Jesus sagt, dass er nicht gekommen ist, um die Gesetze der Tora oder das Alte Testament abzuschaffen. Er wird sie vielmehr durch sein Leben und seine Lehren erfüllen. Er ist gekommen, um die Herzen der Menschen zu verändern, damit sie Gott und ihren Nächsten inklusive ihrer Feinde bedingungslos lieben können.
Nach dieser beeindruckenden Predigt über Gottes Königreich, zeigt der nächste Abschnitt, wie dieses Königreich im Alltag der Menschen Realität werden kann (Kap. 8-10). Matthäus erzählt neun Geschichten, wie Jesus die befreiende Kraft von Gottes Königreich ins Leben der Menschen bringt. Es gibt drei Gruppen mit jeweils drei Geschichten, die alle von Menschen erzählen, die krank, gebrochen oder in Gefahr sind.
Jesus heilt und rettet diese Menschen durch Wunder voller Macht. Zwischen diesen Dreiergruppen finden wir zwei parallele Geschichten, in denen Jesus Menschen zur Nachfolge auffordert. Matthäus macht dabei einen wichtigen Punkt klar: Man kann die Kraft der Gnade nur dann erleben, wenn man Jesus nachfolgt und sein Jünger wird.
In Kapitel 10 starten wir in den zweiten großen Teil des Matthäusevangeliums, in dem Jesus seine zwölf Jünger aussendet. Jesus lehrt sie, wie sie das Königreich verkündigen sollen und welche Antwort sie darauf erwartet. Viele Menschen in Israel akzeptieren Jesus und sein Angebot des Königreichs. Aber Israels Leiter nicht. Sie würden viel verlieren, wenn sie Buße täten. Eher würden sie Jesus und seine Nachfolger ablehnen und verfolgen. Auf diese Konsequenz der Nachfolge sollten Jesu Nachfolger gefasst sein.
Im nächsten Abschnitt, Kapitel 11 bis 13, berichtet Matthäus in einigen Geschichten, wie Menschen auf Jesus und seine Botschaft reagieren. Diese Reaktionen sind sehr unterschiedlich! Einige sind positiv – Menschen lieben Jesus und erkennen ihn als den Messias an. Andere sind neutral und wissen nicht, was sie von Jesus halten sollen. Wie z.B. Johannes der Täufer, der deutlich macht, dass er sich Jesus SO nicht vorgestellt hatte. Israels Leiter reagieren vollkommen negativ. Die Pharisäer und Schriftgelehrten lehnen Jesus ab. Sie halten ihn für einen falschen Propheten, der die Menschen in die Irre führt. In ihren Augen ist er ein Gotteslästerer; vor allem aufgrund der – ihrer Meinung nach – überzogenen Aussagen über sich selbst.
Aber Jesus ist von diesen Reaktionen weder verunsichert noch überrascht. Sie werden sogar zum Thema seiner dritten Lehrpredigt in Kapitel 13. Matthäus erzählt hier einige Gleichnisse über Gottes Königreich: zum Beispiel von einem Bauer, der auf vier verschiedene Böden sät, von einem Senfkorn, von einer Perle und von einem vergrabenen Schatz im Acker. Diese Gleichnisse sind eine Art Kommentar zu den Geschichten aus Kapitel 11 und 12. Manche Menschen nehmen Jesus mit Begeisterung an, andere lehnen ihn ab. Aber Gottes Reich breitet sich trotz aller Hindernisse weiter aus.
Zum Abschluss von Kapitel 13 haben wir die Hälfte von Matthäus' Geschichte über Jesus hinter uns, und er hat die wichtigsten Fragen über Jesus aufgeworfen. Wie wird sich diese Spannung zwischen Jesus und Israels Leitern auflösen?
In Kapitel 14-20 dreht sich alles um die unterschiedlichen Erwartungen, die die Menschen an den Messias haben. Jesus heilt weiterhin Kranke und versorgt sogar zweimal durch ein Wunder eine große Menschenmenge in der Wüste mit Essen – einmal Juden (Kapitel 14), einmal Nichtjuden (Kapitel 15). Dieses Zeichen erinnert an das, was Mose für Israel in der Wüste getan hat. All diese Menschen sind begeistert von Jesus. Sie halten ihn für einen großen Propheten, sogar für den Messias – ganz im Gegensatz zu den religiösen Leitern. Ihre Vorstellung vom Messias kommt aus Texten wie Psalm 2 oder dem Buch Daniel. Dort wird der Messias als ein Kämpfer beschrieben, der Israel befreit und die fremden Unterdrücker besiegt. Aus ihrer Sicht ist Jesus ein falscher Prophet. Mit dem, was er über sich selbst sagt, macht er sich in ihren Augen sogar zum Gotteslästerer. Ihr Widerstand gegen Jesus wird stärker und so schmieden sie einen Plan, ihn umzubringen.
In den Kapiteln 16 und 17 lesen wir, dass sich Jesus zurückzieht und seinen Jüngern zu erklären beginnt, was es für ihn bedeutet, der Messias zu sein. Das passt mit all diesen Erwartungen nämlich nicht zusammen.
Jesus fragt seine Jünger zum Beispiel in Kapitel 16, „Für wen haltet ihr mich?“ Und es scheint so, als ob Petrus die richtige Antwort hat: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Aber dann wird klar, dass Petrus sich einen König vorstellt, der durch militärische Macht regieren und siegen wird.
Und Jesus fordert Petrus heraus, indem er sagt „Ja, ich werde König sein, aber auf eine andere Art und Weise.“ Dann geht Jesus auf Themen des Propheten Jesaja ein. Jesaja hatte angekündigt, dass der messianische König für die Sünden seines Volkes leiden und sterben würde. Jesus sieht sich also als den messianischen König, der regiert, indem er ein Knecht wird und sein Leben für Israel und die Nationen hingibt.
Aber Petrus und die anderen Jünger verstehen das nicht wirklich. Deshalb beginnt Jesus mit der vierten Lehrpredigt in Kapitel 18, auf die eine weitere Predigtserie in den Kapiteln 19 und 20 folgt. Jesus macht dabei klar, dass das messianische Königreich anders ist und unser Wertesystem auf den Kopf stellt. Wenn man zur Gemeinschaft des dienenden Königs gehört, wird man geehrt, indem man anderen dient. Anstatt sich zu rächen, vergibt man seinen Feinden und tut ihnen Gutes. Man erlangt wahren Reichtum, indem man ihn weitergibt. Um dem dienenden Messias zu folgen, musst du selbst ein Diener werden.
Im nächsten Abschnitt (Kapitel 21-25) prallen die beiden Reiche aufeinander – das Reich von Jesus und das der Leiter Israels. Jesus reitet zum Passahfest auf einem Esel nach Jerusalem und wird von der begeisterten Menge als Messias begrüßt. Dann geht er in den Tempelvorhof und bringt alles so sehr durcheinander, dass die täglichen Opfer unterbrochen werden. Seine Taten sprechen hier lauter als seine Worte. Als König von Israel beansprucht Jesus seine Autorität über den Tempel – also dem Ort, an dem sich Gott und Israel begegnen. In Jesu Augen war der Tempel durch die Heuchelei von Israels Leitern verunreinigt. Deshalb stellt er ihre Autorität in Frage – was sie natürlich extrem beleidigt. Sie versuchen, Jesus bei einer öffentlichen Debatte mit einer Fangfrage bloßzustellen – aber ohne Erfolg. Jetzt sind sie fest entschlossen, ihn töten zu lassen.
Jesus antwortet mit einer letzten Lehrpredigt (Kapitel 23-25). Er beginnt mit einer leidenschaftlichen Kritik der Pharisäer und ihrer Heuchelei. Dann weint Jesus sogar über Jerusalem, weil die Menschen dort Gott und sein Königreich ablehnen. Anschließend zieht sich Jesus mit seinen Jüngern zurück und erklärt ihnen, was passieren wird: Er wird von den religiösen Leitern hingerichtet werden. Aber damit führen sie nur ihren eigenen Untergang herbei. Denn nachdem sie das Friedensreich von Jesus abgelehnt haben, werden sie sich gegen Rom auflehnen und so werden Jerusalem und der Tempel zerstört werden.
Aber das ist nicht das Ende der Geschichte. Jesus wird nach seinem Tod auferstehen und eines Tages zurückkehren, um sein Reich auf der ganzen Welt aufzurichten. In der Zwischenzeit sollen die Jünger wachsam leben, voller Hingabe Jesus und sein Reich bekannt machen und die Gute Nachricht verbreiten.
Während all diese Aussagen noch in den Ohren der Jünger nachhallen, erreicht die Geschichte in den Kapiteln 26-28 ihren Höhepunkt. An diesem Abend feiert Jesus mit seinen Jüngern das Passamahl. Am Passafest erinnert man sich an die Geschichte, wie Israel durch den Tod eines Lammes aus der Sklaverei befreit wurde. Jesus nimmt nun das Brot und den Wein als neue Symbole, die zeigen, dass sein bevorstehender Tod ein Opfer sein wird, das das Volk aus der Sklaverei der Sünde und des Bösen erlösen wird.
Nach diesem Mahl wird Jesus verhaftet und vor dem Sanhedrin – dem Hohen Rat der Juden – angeklagt. Sie lehnen seinen Anspruch, der Messias zu sein, ab und klagen ihn wegen Gotteslästerung an. Dann wird Jesus vor den römischen Statthalter Pilatus gebracht. Er hält Jesus zwar für unschuldig, gibt dann aber dem Druck der jüdischen Anführer nach und verurteilt Jesus zum Tod am Kreuz. Und so wird Jesus von römischen Soldaten abgeführt und gekreuzigt.
Die Kreuzigungsszene geht zu Ende und die Leiche von Jesus wird in ein Grab gelegt. Aber das Buch endet mit einer überraschenden Wende im letzten Kapitel. Am Sonntagmorgen entdecken die Jünger, dass das Grab leer ist. Und dann begegnen die ersten Menschen plötzlich Jesus – er lebt!
Eine Sache fällt in diesem Abschnitt auf: Wie schon in der Einleitung des Evangeliums, finden wir hier besonders viele Zitate und Anspielungen auf das Alte Testament. Matthäus will damit deutlich machen, dass der Tod von Jesus keine Tragödie oder ein Scheitern war, sondern vielmehr die überraschende Erfüllung der alten prophetischen Verheißungen. Jesus kam als der „dienende Messias“, der von den Menschen seines Volkes abgelehnt wurde. Aber anstatt sie zu verurteilen, wird er an ihrer Stelle verurteilt und trägt die Konsequenzen ihrer Sünde.
Das Buch schließt mit der letzten Predigt des auferstandenen Jesus: Sie wird „Missionsbefehl“ genannt. Jesus ist nun der wahre König dieser Welt und sendet seine Jünger zu allen Nationen. Sie sollen die gute Nachricht verbreiten, dass Jesus der Herr ist, und jeder in sein Reich kommen kann, indem er sich taufen lässt und Jesu Lehren folgt. Zuletzt werden wir noch einmal an seinen Namen aus Kapitel 1 erinnert – Immanuel, Gott ist mit uns. Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Ich werde bei euch sein.“ Es ist ein Versprechen, dass Jesu Gegenwart schon jetzt da ist, bevor er eines Tages ganz wiederkommen, und
Himmel und Erde in Gottes Königreich wiedervereinen wird.
„Ich werde bei euch sein“ (Matthäus. 28,20).
Die persönliche Gegenwart Jesu wird bei seinen Nachfolgern sein, bis er zurückkehrt. Er kommt, um Himmel und Erde wieder zu vereinen und uns in die Fülle von Gottes Königreich zu führen.
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