Das hebräische Wort für Kraft ist Me’od und kommt knapp 300 Mal in der Bibel vor. Es gibt ein sehr gutes hebräisches Wort für Kraft, aber es ist eigentlich nicht me’od. Tatsächlich ist das Schma eine der wenigen Stellen in der ganzen Bibel, an denen Me’od als Kraft übersetzt wird.
Die gängigste Bedeuetung von Me’od ist „sehr“ oder „viel“. Grammatik Nerds nennen das ein Adverb, also ein Wort, das neben einem anderen Wort steht, um dessen Bedeutung zu verstärken. In Genesis Kapitel eins zum Beispiel schaut Gott auf die Welt und beschreibt sie sechs mal als gut. Aber beim siebten Mal, dem Höhepunkt, sagt er, „Es ist me’od gut“, also sehr gut. Später in Genesis, in der Geschichte von Noah, schwellen die Wasser der Flut immer weiter an und werden me’od mächtig. In der Geschichte von Kain und Abel ist Kain nicht nur verärgert über seinen Bruder. Er ist me’od verärgert.
Es ist ein geläufiges hebräisches Wort, das die Bedeutung anderer Wörter noch verstärkt: „sehr“ dies oder „wirklich“ das. Darüberhinaus konnten die biblischen Autoren me’od auf einzigartige Weisen benutzen. Wenn sie zum Beispiel die Kraft eines Wortes auf volle Kapazität verstärken wollten, schreiben sie zwei Mal me’od. Jakob wurde „me’od me’od” reich an Herden, Kamelen, Eseln und an Knechten.
Es wird also klar, dass me’od nicht Kraft im Sinne von Muskelkraft bedeutet, sondern eher „sehr“ oder „viel“. Im Schma werden die Menschen aufgerufen, Gott mit ihrem ganzen Herzen zu lieben, also mit ihrem Willen und ihrer Zuneigung; und mit ihrer Seele – also ihrem ganzen Leben und physischen Sein; und mit all ihrer me’od – also ihrer ganzen Kapazität.