Das Buch Klagelieder erklärt in Illustrationen.
Das Buch Klagelieder ist eine Sammlung von fünf Gedichten, die den tragischen Fall Jerusalems durch die babylonische Belagerung erzählen und die Trauer Israels über die chaotischen Folgen seines Exils zum Ausdruck bringen.
Buchvideo: Klagelieder
Klagelieder der Israeliten im Exil
Das Buch der Klagelieder besteht aus einer Reihe von Trauergedichten, die im Namen Jerusalems nach seiner Zerstörung durch Babylon geschrieben wurden. Israels Exil war das direkte Ergebnis seiner andauernden Rebellion gegen Gottes Bundesgesetze. Trotz Gottes unzähliger Warnungen an die königlichen Leiter Jerusalems durch seine Propheten, kehrte das Volk nicht zu ihm um. Im Exil, nun umgeben von Krieg, Trauer und Leid, bekennt sich das Volk Israel in diesen Klagegedichten zu seiner Sünde, zeigt Reue und fleht Gott an Gnade zu zeigen.
Diese Gedichte sind kraftvolle und deutliche Ausdrücke von Verwirrung, Wut und Trauer. Der Dichter hat keine Angst davor, vollkommen ehrlich zu Gott zu sein, und hilft uns so zu verstehen, wie ein offener Ausdruck unseres Schmerzes gegenüber Gott nicht nur gut,
sondern auch heilig ist. Er ist ein deutliches Zeichen unseres Vertrauens in Gottes Heiligkeit und seines Bundesversprechens. Dieses Buch hilft den Menschen diesen wichtigen Aspekt in ihrer Beziehung zu Gott zu verstehen. Klagen ist eine angemessene Reaktion auf das Böse in der Welt und die Klagelieder helfen uns dafür die richtigen Worte zu finden.
Trotz seines düsteren Themas bietet das Buch eine biblische Sicht darauf, wie Menschen mit ihrer Trauer und Not zu Gott kommen können. Hoffnung wird durch den komplizierten Prozess des Klagens gefunden. Ein Prozess, der zu einer tiefen Beziehung mit einem Gott führt, der die Rufe seines Volkes hört.
Jerusalem ist völlig zerstört
Wie Jeremia in fünf kunstvollen Liedern über die Zerstörung der geliebten Gottesstadt trauert. Jerusalem klagt über sein Elend
1 Wie einsam sitzt da / die stark bevölkerte Stadt. / Einer Witwe gleicht nun / die Große unter den Völkern. / Die Fürstin der Provinzen / muss Zwangsarbeit tun.[1] 2 Sie weint und weint in der Nacht, / Tränen sind auf ihren Wangen. / Keiner ist da, der sie tröstet, / keiner von ihren Geliebten. / Untreu sind all ihre Freunde, / ja zu Feinden wurden sie. 3 Gefangen wurde Juda weggeführt / aus Elend und schwerer Sklaverei. / Nun wohnt es unter den Völkern / und findet keine Ruhe mehr. / Alle Verfolger holten es ein, / mitten in seiner Bedrängnis. 4 Die Wege nach Zion trauern, / denn niemand kommt zum Fest. / Menschenleer sind ihre Tore. / Die Priester seufzen. / Traurig sind die jungen Frauen. / Zion selbst leidet bitteren Schmerz. 5 Ihre Gegner sind an der Macht, / ihren Feinden geht es wohl. / Jahwe hat ihr das Leid geschickt / wegen der Menge ihrer Verbrechen. / Ihre Kinder hat der Feind geraubt, / er trieb die Gefangenen vor sich her. 6 So schwand der Tochter Zion[2] / alle ihre Pracht. / Ihre Oberen wurden wie Hirsche, / die keine Weide mehr finden. / Kraftlos zogen sie dahin, / die Jäger hinter ihnen her. 7 In den Tagen ihres Elends / und ihrer Heimatlosigkeit / denkt Jerusalem an ihre Schätze, / die sie einst besessen hat. / Als ihr Volk in Feindeshand fiel, / gab es keinen, der ihr half. / Ihre Feinde schauten zu / und lachten, als sie unterging. 8 Schwer gesündigt hat Jerusalem, / deshalb wurde die Stadt zum Gespött. / Ihre Verehrer verachten sie, / denn sie sahen sie nackt. / Sie selbst aber seufzt / und wendet sich ab. 9 Ihr Unflat klebt an ihrem Saum, / ihr Ende hat sie nicht bedacht. / Entsetzlich tief ist sie gefallen / und hat keinen, der sie tröstet. / “Jahwe, sieh mein Elend an, / sieh, wie der Feind triumphiert!” 10 Der Feind hat seine Hand / nach ihren Schätzen ausgestreckt. / Hilflos musste sie ansehen, / wie Fremde in ihr Heiligtum drangen. / Fremde, denen du verboten hast, / in ihre Versammlung zu kommen. 11 Alle Einwohner seufzen / auf der Suche nach Brot. / Sie geben ihre Kostbarkeiten für Nahrung, / nur um am Leben zu bleiben. / “Sieh doch, Jahwe, / und schau, wie verachtet ich bin! 12 Nichts dergleichen möge euch treffen, / die ihr hier vorübergeht! / Schaut her, wo gibt es solche Qualen, / wie ich sie jetzt erleiden muss? / Jahwe hat sie mir auferlegt / am Tag seines lodernden Zorns. 13 Von oben schickte er Feuer auf mich; / es wütet in meinen Gebeinen. / Er spannte ein Netz für meine Füße, / rücklings riss er mich nieder. / Er hat mich einsam gemacht, / krank für alle Zeit. 14 Schwer ist das Joch meiner Sünden, / das er mir zusammengeflochten hat. / Er packte es mir auf den Hals, / da bin ich zusammengebrochen. / Der Herr lieferte mich Menschen aus, / denen ich nicht standhalten kann. 15 Der Herr verwarf alle Helden, / die in meiner Mitte waren. / Er rief Feinde gegen mich zusammen, / um meine Mannschaft zu zerschlagen. / Der Herr hat Juda zertreten, / wie man Trauben in der Kelter zertritt. 16 Darüber weine ich mich aus, / mein Auge zerfließt vor Tränen. / Ich habe keinen, der mich tröstet, / keinen, der mir Erleichterung bringt. / Meine Söhne sind ganz verstört, / denn der Feind hat sie in der Hand.” 17 Die Zionsstadt ringt ihre Hände, / doch niemand ist da, der sie tröstet. / Die Nachbarn rief Jahwe als Feinde herbei. / Jerusalem ist für sie zum Abscheu geworden. 18 “Er, Jahwe, ist im Recht, / denn ich habe mich ihm widersetzt. / Hört es, alle Völker, / und seht auf meinen Schmerz! / Meine Mädchen, meine jungen Männer / zogen alle als Gefangene fort.” 19 Ich rief nach meinen Freunden, / doch sie ließen mich im Stich. / Meine Ältesten und meine Priester / verhungerten in der Stadt, / als sie Nahrung suchten, / um leben zu können. 20 Jahwe sieh, ich habe Angst! / Es brennt in meinem Inneren! / Das Herz dreht sich mir im Leib herum, / weil ich so schrecklich widerspenstig war. / Draußen raubte das Schwert meine Kinder / und drinnen tat es der Tod. 21 Man hört mich seufzen, / doch keiner tröstet mich. / Alle meine Feinde hörten von meinem Unglück / und freuten sich, dass du das getan hast. / Bring den Tag herbei, den du angekündigt hast, / dann ergeht es ihnen wie mir. 22 All ihre Bosheit komme vor dich! / Dann vergelte ihnen alles, / was du mir vergaltst / wegen meiner Verbrechen. / Ich seufze ohne Ende, / der Kummer macht mich krank.