Das Evangelium nach Lukas erzählt zu Beginn die faszinierende Geschichte von Jesu Geburt. Gottes Sohn, unser König, Retter und Erlöser, verlässt den Himmel und kommt in bescheidenen Verhältnissen als Baby zu uns in die Welt.
Jesu Geburt ist Sinnbild für das umgekehrte Königreich
Die Weihnachtsgeschichte ist eine der bekanntesten der Welt. Im Evangelium nach Lukas wird deutlich wie die Ereignisse, die sich rund um die Geburt von Jesus Christus abgespielt haben, Gottes Plan für die Menschheit erfüllen und sein umgekehrtes Königreich einleiten.
Alles beginnt mit dem israelischen Priester Zacharias, dem im Tempel ein Engel erscheint und ihm einen Sohn ankündigt, den er Johannes nennen soll. Er wird der Bote sein, der die Menschen auf die Begegnung mit Gott vorbereiten wird, so wie es die alten Propheten ankündigten (Anm.d.Red.: Johannes der Täufer). Die junge Frau Maria aus Nazareth in Galiläa, erhält zeitgleich von einem Engel die Botschaft, dass sie durch den Heiligen Geist einen Sohn bekommen wird, der Gottes Volk als König für immer regieren wird. Die jüdische Bevölkerung sehnte sich nach einem König, der anders als der zu dieser Zeit regierende Herodes, keine Marionette der Römer war, sondern in ihrem Interesse regieren und sie von den Unterdrückern befreien würde.
Dass ein unbekanntes Mädchen aus einem unbedeutenden Dorf als Mutter des zukünftigen Königs auserwählt wird, ist bereits ein bedeutender Hinweis auf den bevorstehenden Umbruch der gesellschaftlichen Norm. Die bescheidenen Umstände in denen Jesus von Nazareth schließlich in Bethlehem geboren wird, sind wie ein Sinnbild für Gottes umgekehrtes Königreich. Gott erhöht die Armen und Demütigen und offenbart ihnen den Retter der Welt, der die menschliche Weltordnung auf den Kopf stellt.
Die gute Botschaft von Jesus, dem Menschensohn
Lukas offenbart Jesus als den “Sohn des Menschen”, dessen Leben und Sterben allen Menschen zugute kommt, wenn sie ihm vertrauen. Vorwort
1 Schon viele haben sich darangesetzt, einen Bericht über die Ereignisse zu schreiben, die bei uns geschehen sind 2 und die wir von denen erfahren haben, die von Anfang an als Augenzeugen dabei waren und dann den Auftrag erhielten, die Botschaft weiterzusagen. 3 Nun habe auch ich mich dazu entschlossen, allem von Anfang an sorgfältig nachzugehen und es für dich, verehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. 4 So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Dinge überzeugen, in denen du unterwiesen worden bist.
Ankündigung der Geburt des Boten
5 Es begann in der Zeit, als Herodes[1] König von Judäa[2] war. Damals lebte dort ein Priester namens Zacharias, der zur Priesterabteilung des Abija[3] gehörte. Seine Frau hieß Elisabet und stammte aus dem Priestergeschlecht Aarons.[4] 6 Beide führten ein Leben in Verantwortung vor Gott und richteten sich in allem nach den Geboten und Anweisungen des Herrn. 7 Sie waren kinderlos geblieben, weil Elisabet keine Kinder bekommen konnte. Und nun waren beide schon alt geworden. 8 Als seine Abteilung wieder einmal an der Reihe war, den Priesterdienst vor Gott zu verrichten, 9 wurde Zacharias nach priesterlichem Brauch durch ein Los dazu bestimmt, das Räucheropfer[5] im Heiligtum des Herrn darzubringen. 10 Während er opferte, stand eine große Menschenmenge draußen und betete. 11 Doch ihm erschien ein Engel des Herrn, der plötzlich auf der rechten Seite des Räucheraltars stand. 12 Zacharias erschrak, als er ihn wahrnahm, und bekam es mit der Angst zu tun. 13 Doch der Engel sagte zu ihm: “Fürchte dich nicht, Zacharias! Gott hat dein Gebet erhört. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn schenken, und den sollst du Johannes nennen. 14 Du wirst überglücklich sein, und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen, 15 denn vor Gott wird er ein Großer sein. Er wird keinen Wein und auch keine anderen berauschenden Getränke anrühren und von Mutterleib an mit dem Heiligen Geist erfüllt sein. 16 Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, zurückführen. 17 Im Geist und in der Kraft des Propheten Elija wird er dem Herrn als Bote vorausgehen. Er wird die Herzen der Väter zu ihren Kindern umkehren lassen und Ungehorsame zur Gesinnung von Gerechten zurückführen, um so das Volk für das Kommen des Herrn bereit zu machen.” 18 “Wie kann ich sicher sein, dass das wirklich geschieht?”, fragte Zacharias. “Schließlich bin ich ein alter Mann und auch meine Frau ist nicht mehr jung.” 19 “Ich bin Gabriel!”, erwiderte der Engel. “Ich stehe unmittelbar vor Gott und bin extra zu dir geschickt worden, um mit dir zu reden und dir diese gute Nachricht zu bringen! 20 Was ich gesagt habe, wird zur gegebenen Zeit eintreffen. Aber du wirst stumm sein, weil du mir nicht geglaubt hast! Du wirst so lange nicht mehr sprechen können, bis alles geschehen ist, was ich dir angekündigt habe.” 21 Draußen wartete das Volk auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel blieb. 22 Als er dann herauskam, konnte er nicht zu ihnen sprechen. Er machte sich durch Handzeichen verständlich, blieb aber stumm. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. 23 Als seine Dienstwoche vorüber war, ging er wieder nach Hause. 24 Bald darauf wurde seine Frau Elisabet schwanger und zog sich fünf Monate völlig zurück. Sie sagte: 25 “Der Herr hat mir geholfen. Er hat meinen Kummer gesehen und die Schande meiner Kinderlosigkeit von mir genommen.”
Ankündigung der Geburt des Herrschers
26 ‹Elisabet› war im sechsten Monat ‹schwanger›, als Gott den Engel Gabriel zu einer jungen Frau nach Nazaret schickte, einer Stadt in Galiläa.[6] 27 Die noch unberührte junge Frau hieß Maria und war mit einem Mann namens Josef, einem Nachfahren des Königs David, verlobt. 28 Der Engel kam zu ihr herein und sagte: “Sei gegrüßt, du mit hoher Gunst Beschenkte! Der Herr ist mit dir!” 29 Maria erschrak, als sie so angesprochen wurde, und überlegte, was der Gruß bedeuten sollte. 30 “Hab keine Angst, Maria!”, sagte der Engel. “Gott hat dich mit seiner Gunst beschenkt. 31 Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den du Jesus nennen sollst. 32 Er wird große Autorität haben und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott wird ihn die Königsherrschaft seines Stammvaters David[7] weiterführen lassen. 33 Für immer wird er die Nachkommenschaft Jakobs[8] regieren, und seine Herrschaft wird nie mehr zu Ende gehen.” 34 “Wie wird das geschehen?”, fragte Maria. “Ich habe ja noch nie mit einem Mann geschlafen.” 35 “Der Heilige Geist wird über dich kommen”, erwiderte der Engel, “die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Sohn Gottes genannt werden. 36 Sieh doch, auch deine Verwandte Elisabet ist noch in ihrem Alter schwanger geworden und erwartet einen Sohn. Von ihr hieß es ja, sie könne keine Kinder bekommen. Und jetzt ist sie schon im sechsten Monat. 37 Denn kein Wort, das von Gott kommt, ist ohne Kraft.” 38 Da sagte Maria: “Ich gehöre ganz dem Herrn. Was du gesagt hast, soll mit mir geschehen.” Darauf verließ sie der Engel.
Maria besucht Elisabet
39 Nicht lange danach machte sich Maria auf den Weg ins Bergland von Judäa. So schnell wie möglich wollte sie in die Stadt kommen,[9] 40 in der Zacharias wohnte. Als sie das Haus betrat und Elisabet begrüßte, 41 hüpfte das Kind in Elisabets Leib. In diesem Augenblick wurde Elisabet mit dem Heiligen Geist erfüllt 42 und rief laut: “Dich hat Gott mehr gesegnet als alle Frauen, und gesegnet ist das Kind in deinem Leib! 43 Welche Ehre, dass die Mutter meines Herrn mich besucht! 44 Als ich deinen Gruß vernahm, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45 Wie glücklich bist du, dass du geglaubt hast! Denn was der Herr dir sagen ließ, wird sich erfüllen.” 46 Da sagte Maria: “Meine Seele staunt über die Größe des Herrn, 47 und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter! 48 Seiner geringsten Sklavin hat er Beachtung geschenkt! / Noch künftige Generationen werden mein Glück preisen! 49 Heilig ist der Mächtige, der Großes an mir getan hat! 50 Sein Erbarmen gilt jedem, der sich ihm unterstellt, / in jeder Generation. 51 Hoch hebt er seinen gewaltigen Arm / und fegt die Hochmütigen weg. 52 Mächtige stürzt er vom Thron, / und Geringe setzt er darauf. 53 Hungrige macht er mit guten Dingen satt, / und Reiche schickt er mit leeren Händen fort. 54 Und Israel, sein Kind, nimmt er selbst an die Hand / und schenkt ihm seine Barmherzigkeit, 55 denn so hatte er es für immer versprochen / dem Abraham und seiner ganzen Nachkommenschaft.” 56 Maria blieb ungefähr drei Monate bei Elisabet und kehrte dann wieder nach Hause zurück.
Die Geburt des Boten
57 Für Elisabet kam nun die Zeit der Entbindung, und sie brachte einen Sohn zur Welt. 58 Als ihre Nachbarn und Verwandten davon hörten, dass der Herr sich so großartig über sie erbarmt hatte, freuten sie sich mit ihr. 59 Und als das Kind acht Tage alt war, kamen sie zu seiner Beschneidung[10] zusammen. Dabei wollten sie ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. 60 “Nein!”, widersprach da seine Mutter. “Er soll Johannes heißen.” 61 “Aber es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt”, wandten sie ein. 62 Durch Zeichen fragten sie den Vater, wie das Kind heißen sollte. 63 Der ließ sich ein Schreibtäfelchen geben und schrieb zum Erstaunen aller darauf: “Sein Name ist Johannes.” 64 Im gleichen Augenblick konnte er wieder sprechen und fing an, Gott zu loben. 65 Alle, die in jener Gegend wohnten, wurden von einem ehrfürchtigen Staunen ergriffen, und im ganzen Bergland von Judäa sprachen die Leute über das, was geschehen war. 66 Alle, die es hörten, wurden nachdenklich und fragten sich: “Was wird wohl aus diesem Kind einmal werden?” Denn es war offensichtlich, dass der Herr etwas Großes mit ihm vorhatte. 67 Sein Vater Zacharias wurde mit dem Heiligen Geist erfüllt und begann als Prophet zu sprechen: 68 “Gepriesen sei der Herr, Israels Gott! / Er hat sein Volk wieder beachtet / und ihm die Erlösung gebracht: 69 Aus Davids Geschlecht ging ein Starker hervor, / ein Retter aus dem Haus seines Dieners. 70 So hat er es uns vor sehr langer Zeit / durch heilige Propheten gesagt. 71 Er ist die Rettung vor unseren Feinden, / vor unserer Hasser Gewalt. 72 So zeigte sich sein Erbarmen an uns, / das er schon unseren Vätern erwies, / so bestätigte er seinen heiligen Bund 73 und den Eid, den er unserem Stammvater Abraham schwor. 74 Befreit aus der Hand unserer Feinde / dürfen wir ihm nun ohne Furcht dienen, 75 in Heiligkeit und Gerechtigkeit, / so lange wir am Leben sind. 76 Und du, mein Kind, wirst ein Prophet des Höchsten sein, / ein Wegbereiter des Herrn. 77 Du wirst sein Volk zur Einsicht bringen, / dass die Vergebung der Schuld ihre Rettung ist. 78 Weil unser Gott voller Barmherzigkeit ist, / kommt das Licht des Himmels zu uns. 79 Es wird denen leuchten, / die im Finstern sitzen und in Furcht vor dem Tod, / und uns wird es leiten, / den Weg des Friedens zu gehen.” 80 Johannes wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Dann zog er sich in die Wüste zurück und lebte dort bis zu dem Tag, an dem er öffentlich in Israel auftrat.
Reflektiere
Nachdem du das Video gesehen hast, nimm dir Zeit über diese Fragen nachzudenken.
- Auf welche Weise ermutigt oder erweitert dieses Video dein Verständnis vom Lukasevangelium?
- Wie unterscheidet sich das Königreich Jesu von den Königreichen dieser Welt?
- Betrachte dein Umfeld. Was muss “auf den Kopf” gestellt werden, damit es mehr wie das Königreich Gottes aussieht?
Gehe tiefer
Lukas untersuchte die Augenzeugenberichte von Jesu Leben, um sein Evangelium zu verfassen. Die Geschichte beginnt bei den Anhöhen von Jerusalem, wo die antiken Propheten Israels sagten, dass Gott selbst eines Tages kommen würde, um sein Königreich auf der Erde zu gründen. Zunächst treffen wir einen Priester namens Zacharias, der eine Vision von einem Engel hat, der verkündet, dass er und seine Frau einen Sohn haben werden. Das ist erstaunlich, denn Zacharias und seine Frau sind alt und konnten nie Kinder bekommen. Mit diesem Detail stellt Lukas eine Parallele auf, um ihre Geschichte mit Abraham und Sarah, den großen Vorfahren Israels, zu vergleichen. Auch sie waren alt und kinderlos, bis Gott ihnen durch ein Wunder einen Sohn, Isaak, gab, der die ganze Geschichte Israels in Gang setzte.
Zacharias’ wunderbare Begegnung sagt uns, dass Gott dabei ist, etwas Bedeutendes zu tun, um die Geschichte Israels neu zu starten. Aber wie wird er das tun? Lukas erzählt uns, dass der Engel auch eine junge Frau namens Maria besucht, um noch schockierendere Nachrichten zu verkünden: Maria wird den Messias gebären, den menschgewordenen Gott! Ihr Sohn wird Herrscher von ihren Thronen stürzen und die Armen und Demütigen erhöhen. Durch Marias Mutterleib dreht Gott selbst alles auf den Kopf, um sein Königreich und seine Lebensweise über die ganze Erde zu etablieren.
Lies Lukas 1,5-38
- Vergleiche die Erfahrungen von Zacharias und Elisabeth mit denen von Abraham und Sarah. Wie kämpfen beide Paare darum, Gottes Versprechen zu vertrauen? Wie drücken sie ihr Vertrauen aus? Siehe Lukas 1,5-25 und Genesis 15,1-6, Genesis 16,1-4, Genesis 17,15-22, Genesis 18,9-15, und Genesis 21,1-7.
- Wie reagieren Maria und Zacharias auf die schockierenden Nachrichten des Engels? Beachte die Unterschiede in ihren Folgefragen an den Engel. Zacharias möchte wissen, wie er sicher sein kann, dass es passieren wird, während Maria wissen möchte, wie es passieren wird. Der eine zweifelt, die andere ist neugierig. Was ist deine Reaktion auf die Ankündigung des Reiches Gottes?
- Vergleiche Marias Worte (Lukas 1,46-55) mit Hannas Worten (1. Samuel 2,1-10). Was fällt dir auf? Gibt es ein bestimmtes Merkmal von Gottes Königreich, das in diesen poetischen Versen beschrieben wird? Wie würde es praktisch aussehen mehr von diesem Merkmal in deinem Leben und deinem Umfeld zu sehen?
- Nimm dir Zeit zu beten, dass die demüte Art von Gottes Königreich dein Leben und dein Umfeld formen soll. Drücke deine Zweifel ehrlich aus, bitte um erneuertes Vertrauen und drücke deine Neugier aus.